Stammtisch
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Zeitzeugen

Fotografien von Volker Schrank

© Volker Schrank / bildkultur 2010

Die Ausstellung

Zeitzeugen

Fotografien von Volker Schrank

Topfpflanzen und Radios – hört man zum ersten Mal diese sachlichen Titel, die an lexikalische Einträge erinnern, so lassen sich wohl kaum gegensätzlichere Sujets denken. Hier Pflanzen, dort technische Gebrauchsgüter, hier Lebewesen, dort gestaltete Materie, Natur versus Technik.
Volker Schrank führt den Blick auf den Gegenstand selbst, nichts lenkt den Betrachter ab, der sich damit auch auf Details konzentrieren kann. Die Bilder bieten zunächst eine Sinnenfreude für aufmerksame Betrachter. Aber diese Arbeiten sind mehr: Volker Schrank geht mit ihnen auch der Frage nach, welche Faktoren unsere Geschichte, unser Geschichtsbild, bestimmen.

Bewusst bezieht sich Volker Schrank auf Bilder und Vorbilder aus der Geschichte der Fotografie. So lassen sich die 'Topfpflanzen' sehen als ein Beitrag zur Bildgeschichte der Natur – oder wenn wir schärfer formulieren wollen, zur Bildgeschichte der domestizierten Natur – der Natur im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit.
Referenzen lassen sich auch bei den Radiogeräten finden, beispielsweise in der experimentellen Sachfotografie am Bauhaus, die Herbert Bayer oder Lazlo Moholy-Nagy vorgelegt haben oder in den Arbeiten von Albert Renger-Patzsch, dessen Werbeaufnahmen für 'Pelikan' oder 'Fagus' in den zwanziger und dreißiger Jahren die Warenästhetik dieser Zeit ebenso prägten wie fünfzig Jahre später die Stühle, die Hans Hansen für 'Vitra' abbildete.
"Photographie ist die Archäologie der Zeit", formulierte in diesem Zusammenhang der Philosoph und Regisseur Jens Christian Grøndahl. "Sie öffnet einen Spalt zu Erinnerungsschichten, die sich sonst nur als vage Schatten zu erkennen geben, als fernes Echo und Empfindung eines Déja-vu."

Gebrauchsgegenstände und Konsumgüter – und hier seien gezüchtete Pflanzen, die wir im Baumarkt erwerben können, eingeschlossen – spiegeln bestimmte historische Epochen, deren Lebens- und Zeitgefühl höchst präzise wider. Volker Schranks scheinbar sachliche, distanzierte Fotografien sind daher nicht bloße botanische Taxonomie und auch kein bunter Katalog der schönen Dinge, die es einmal gab. Sie sind bewusst konstruierte Erinnerungsräume, die das eingangs erwähnte Diktum – "Photographie ist die Archäologie der Zeit" – neu interpretieren.

bildkultur präsentiert die Serie Zeitzeugen als Ausstellung:

Topfpflanzen
13 Light Jet Fotopapier, Acrylglas
Format 1.200 x 750 mm

Radios
5 Light Jet Fotopapier, Acrylglas
Format 660 x 900 mm


© Volker Schrank / bildkultur 2010

Der Künstler

Volker Schrank

lebt und arbeitet in Stuttgart.
1999 war er Förderpreisträger des Bundes freier Fotodesigner,
2000 Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg.

Bekanntgeworden durch seine Sammlung Stars der Wahrheit, bei der er die maßgeblichen Nachrichtensprecher Deutschlands künstlerisch in neuer Sicht portraitierte, widmet er sich beharrlich der fotografischen Erforschung von Mythen.
www.volker-schrank.de >>